Triathlon, nun hat es mich auch gepackt

Mir geht es wohl wie vielen anderen auch. Die Triathlon Faszination ist groß. Spätestens nach dem Olympiasieg von Jan Frodeno 2008 in Peking. Eine unglaublich dynamische und abwechslungsreiche Sportart, die mehr ist als nur schwimmen, biken und laufen. Es ist halt nicht mit einer Badehose, einem Fahrrad und ein paar Laufschuhen getan.

Und so hat es auch bei mir noch eine kleine Ewigkeit gedauert bis die Pläne für den ersten Start konkreter wurden. Doch dann ging alles ganz schnell.
 

Zugegeben der Plan gleich mit einer Halbdistanz zu starten, klingt schon etwas verrückt. Schließlich sind 1,9km Schwimmen, 90km auf dem Rad und noch 21,1km Halbmarathon wirklich nicht ohne. Aber gerade da liegt doch die Herausforderung. Und Ausdauersportler sind ja von Hause aus etwas verrückt.

 

Eigentlich war es in jedem Jahr das Gleiche. Man müsste ja mal, man könnte ja mal… Und schwups war es September und die Tri-Saison war zu Ende. In diesem Jahr reifte im Juni der Entschluss das Projekt Triathlon endlich anzugehen. Im Juni konnte ich im Urlaub fast jeden Tag schwimmen. Ich wusste schon vorher, dass ich nicht der Top Schwimmer bin, aber die Frage war vielmehr – reicht es für 1,9km Freistil aus. Und so zog ich meine Bahnen – hin und her – nach 2 Wochen waren stattliche 30km zusammengekommen. Das beruhigte mich innerlich eigentlich sehr. Ziel des ersten Triathlons sollte doch schließlich nur ein Finish ohne Quälerei sein.

Im Juli und August ging’s dann noch verstärkt auf’s Rad um möglichst viele Kilometer auf dem Zeitfahrrad zu machen. Auch hier war das Ziel: durchstehen und schauen ab wann Hintern und Rücken anfangen zu schmerzen:-)

Zum Glück musste ich der Lauferei in dieser Zeit nicht auch noch eine solch große Aufmerksamkeit schenken. Das Lauftraining lief etwas reduziert, aber eigentlich wie gewohnt ab. Das Gute daran war sogar, dass die etwas geringere Laufbelastung sich sofort positiv auf einige Langzeitbaustellen am geschundenen Läuferkadaver auswirkten. Und so heilte in dieser Zeit meine gereizte Achillessehne, die mich das ganze Frühjahr nervte, ordentlich aus.
 

Ein Event für die Premiere war auch schnell gefunden. Der KnappenMan im Lausitzer Seenland sollte es sein. Nebenbei stellten wir auch noch unser Jolsport Expo Zelt auf das Eventgelände am Dreiweiberner See. Das war somit eine ordentliche Ladung Anspannung, Stress und Belastung für dieses Triathlon Wochenende.

Schon am Freitag fuhren wir in Richtung Lausitz, um am Abend den Jolsport Messe Stand aufzubauen. Gleichzeitig war das Expo Zelt auch die Unterkunft für die beiden folgenden Nächte – Schlafsack und Luftmatratze:-)

 

Nach einer recht kurzen und am Ende recht kalten Nacht war er da – der Tag X. Start war um 11 Uhr. Vorher um 7 Uhr wurde die Langdistanz gestartet. Die Zeit bis zum Start verging dann recht schnell. Ich muss sagen, ich war recht gut vorbereitet. Hatte mir eine Kiste mit den wichtigsten Sachen gepackt, die ich in der Wechselzone brauchen würde. So verlief der Check-in reibungslos. Ein Blick nach rechts und links beim Einrichten des persönlichen Bereiches brachte dann noch die ein oder andere Idee zur Optimierung.

Kurz vor 11 Uhr ging es dann runter in Richtung See zur Einweisung. Etwas exotisch kam ich mir dann doch vor. Von den ca. 150 Startern starteten gefühlte 149 im Neoprenanzug. Ok, ganz so schlimm war es nicht, aber ungefähr 10 Athleten verzichteten darauf. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie ich: Anfänger und „Nicht-Neoprenanzug-Besitzer“.
 

Man hörte ja im Vorfeld viel über die Schlacht im Wasser auf den ersten Metern. Naja wird schon nicht so schlimm sein, dachte ich, viel Legende und Prahlerei dabei. Trotzdem stellte ich mich an den äußersten Rand und auch nicht in die erste Reihe. Dann der Start und nach den ersten ins Wasser laufenden Metern dann der Sprung ins Wasser und los ging die Kraulerei und Klopperei. Das Wasser begann zu brodeln. Und trotz meiner hinteren Startposition gab es noch bessere Schwimmer hinter mir. Die kamen dann auch auf den nächsten Metern. Schläge links, Schläge rechts, Schläge auf die Füße – einer meinte man müsse nichts rechts oder links vorbei – nein die direkte Linie zählt. Also ist er direkt über mich rüber. Nach einer kurzen Tauchphase ging’s wieder an die Wasseroberfläche. Erstmal Luft holen. Ein Blick nach hinten verriet – fast das gesamte Feld war vor mir. Das fing ja gut an.

Das Gute daran war, ich konnte meinen Rhythmus dann in aller Ruhe aufnehmen. Besonders hinderlich waren an diesem Tag die extremen Wellen. Die Schwimmstrecke verlief exakt parallel zu den Wellen. So war ein Arm meist auf dem Wellenberg, während der Andere sich im Tal befand. Die Orientierungsbojen waren zudem viel zu klein, man sah sie auf der Strecke nicht. Das war jedoch egal, musste ich doch nur den anderen Schwimmern hinterher. Es gelang mir sogar noch an einigen Schwimmern vorbei zu kommen. Berauschend war die Schwimmleistung jedoch nicht. Nach 44:22min kam ich schließlich als 109 von 134 Männern aus dem Wasser.
 

Innerlich war für mich nun das Schlimmste überstanden und die Anspannung fiel nun entgültig ab. Es ging in die Wechelzone und auf’s Rad. Die 90km vergingen dann wie im Flug. Es ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man das Feld von hinten aufrollen kann, besonders für die Psyche. Da ich dies vom Laufen her eigentlich nicht kenne, war es eine ungewöhnliche, aber absolut geniale Erfahrung. Mit jedem Athleten, den man überholt steigt die Lust auf mehr. Und plötzlich sind auch Kräfte verfügbar, die man sonst wahrscheinlich nur schwer mobilisieren könnte. Und so fuhr ich eine für mich noch nie erreichte Zeit von 2:28h über die 90km. Immerhin Platz 38 von 134 Startern.

Dann ging es endlich auf die Laufstrecke. Hier fühle ich mich doch am wohlsten. Mittlerweile war es schon nach 14 Uhr und die Sonne meinte es an diesem Tag doch noch einmal recht gut. Schatten gab es wenig auf der Strecke. Das Überholen setzte sich auch hier fort. Erstaunlicherweise konnte ich die erste Hälfte des Halbmarathons noch mit einem 4:05min/km Schnitt anlaufen. Nach ca. 13km setzte plötzlich heftiges Seitenstechen ein. Ich musste stehenbleiben und kam erst wieder äußerst langsam ins Laufen zurück. Ganz weg gingen diese Beschwerden bis zum Schluss nicht mehr. Man ist danach auch auf’s äußerste sensibilisiert und hört genau in den Körper hinein. Schon beim kleinesten Zucken oder Ziehen macht man sich sofort so seine Gedanken.
 

 

Trotzdem reichte es am Ende noch zu einer 1:33iger Zeit. Immerhin waren nur 16 Starter auf der Laufstrecke schneller gewesen. Mit 4:46:18h lief ich somit genau auf Platz 30 ein. In meiner Altersklasse war dies der 4.Platz. An anderen Tagen hätte ich mich vermutlich darüber geärgert. Anders jedoch hier. Ein Gefühl aus innerer Zufriedenheit und Stolz machte sich breit. Und die Erinnerungen an den Wettkampf sich durchweg positiv. Ich denke, dass war der erste Schritt. Nun können die Planungen für die nächste Saison beginnen…