Kaisermarathon

Spätform im Spätsommer

13.Tour de Tirol | Kaisermarathon

6.10.2018, Start: 8:30 Uhr
Söll
42,195km / 2345Hm
sonnig, 7-20°C

Ergebnis

Zeit:4:28:09h
Gesamtplatz:38 von 501
Männer:36 von 401
AK M45:7 von 67

Ergebnisliste

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Veranstalter

Beim ersten Blick am Morgen aus dem Fenster strahlte ich mit der Sonne um die Wette. Wolkenlos und sonnig – Kaiserwetter. Ok, es war der zweite Blick, beim ersten Blick war es noch ziemlich finster draußen. Es sollte ein wunderschöner Herbsttag mit Spätsommer Feeling werden. Einfach traumhaft bei diesen Bedingungen einen Bergmarathon zu laufen.

Der Kaisermarathon ist vom Profil und auch von der Verteilung der Höhenmeter ein ziemlich extremer Zeitgenosse. Die ersten 8km gehen relativ flach daher, danach geht es Richtung Hartkaiser und Tanzbodenalm. In einen gleichmäßigen Laufrythmus kommt man hier jedoch nicht. Anstiege und Bergabpassagen wechseln ständig, größtenteils geht es jedoch bergauf. Danach folgen einige bergab Kilometer, die jedoch keine Erholung bringen, da es zum Teil recht steil ist und der Untergrund oft schwer laufbar ist. Ab km35 ist dann endgültig Schluß mit lustig. Vom Hexenwasser geht es Richtung Hohe Salve steil bergauf. Zum Zeitpunkt der größten Erschöpfung kommt bei diesem Marathon die größte Herausforderung daher. 

Meine Erfahrungen der letzten Jahre auf dieser Strecke haben gezeigt, dass ein moderater Einstieg in den Marathon durchaus sinnvoll und ratsam ist. Da die ersten 8km noch recht flach sind, neigt man doch dazu viel zu schnell das Rennen anzugehen. Das dies fatale Auswirkungen haben kann, musste ich hier auch schon leidlich erfahren.

Daher ließ ich es recht ruhig angehen und genoß auf den ersten Kilometern die Sonne und die tollen Farben des Herbstes. Bei km8 lag ich auf Platz 71 von 501 Läufern. Mit den ersten schmalen Trails war es dann vorbei mit dem locker Laufen. Vollste Konzentration und Energie waren jetzt gefragt. Und obwohl mir die Anstrengung gar nicht so schwer vor kam, sammelte ich nun zunehmend Läufer für Läufer ein. Das Bergauflaufen ist einfach mein Ding. Wenn ich einmal meinen Rythmus gefunden habe, dann läuft es einfach.

Bei km25 hatte ich mich schon auf Platz 44 vor geschoben. Die Beine waren immer noch gut. Bislang hatte ich jeden Meter des Rennens ohne Gehpausen überstanden, was an manchen steilen Anstiegen echt herausfordernd ist. Ich wusste, dass jetzt Richtung Hexenwasser einige zum Teil steile Trails bergab kommen. Für das Bergablaufen muss man glaube ich geboren sein. Ich verliere hier immer einiges an Zeit. Unglaublich wie manche den Berg herunter sprinten. Das erfordert neben Mut auch einiges an Technik. Fehlt mir beides 🙁 Doch in diesem Jahr kam ich irgendwie besser mit diesen Passagen zurecht. Vielleicht kann man ja mit fast 50 doch noch was dazu lernen. So konnte ich meinen Platz bis zum Hexenwasser halten, ja sogar noch leicht verbessern.

Bis km36 hatte ich es geschafft nicht zu Gehen. Mit dem Einstieg auf die 20% Rampe an der Hohen Salve war damit erst einmal Schluß. Wie jeder Andere auch quälte ich mich den nächsten Kilomter die Wiese Meter für Meter hinauf. Jeder Schritt ist eine Überwindung. Die Oberschenkel brennen und man fragt sich permanent nach dem „Warum“. Scheinbar kommt man überhaupt nicht voran. Alles läuft unheimlich langsam ab. Man denkt, dass man hier eine Ewigkeit verbracht hat. Später beim Blick in die Daten stellt man erstaunt fest, dass diese Quälerei „nur“ 15min gedauert hatte. Hier liegen Realität und Empfindung um Meilen auseinander.

Erstaunlich ist auch, dass man schon wenige Sekunden später wieder einen vernüftigen Laufrythmus aufnehmen kann als wäre nichts gewesen. Bis km41 geht es dann zwar bergauf, doch kann man die meiste Zeit davon laufen (wenn noch genügend Kraft vorhanden ist). Die letzten 1,5km sind noch einmal super steil. Es ist ein Mix aus Gehen und kurzen Laufversuchen. Ein starker Kopf ist gefragt. Das Ziel hat man jetzt allerdings schon fest im Blick, was die Sache irgendwie leichter macht.

Die letzten 300m sind Erlösung pur. Man läuft durch ein Spalier von Menschen. Gänsehaut pur. Wie aus dem Nichts ist plötzlich noch einmal Kraft und Energie da und man stürmt die letzten Meter laufend ins Ziel. Auf den letzten Kilometern konnte ich mich noch auf Platz 38 schieben, worauf ich ziemlich stolz bin, sind doch jede Menge ausgewiesene Bergspezialisten vor mir in der Ergebnisliste.

Im Ziel herrscht immer eine unglaubliche Stimmung. Man spürt förmlich wie viel Erleichterung und Stolz in der Luft liegen. Wenn man glückliche Menschen sehen will, muss man an diesem Tag hier oben sein.

Am Abend beim Blick auf den aktuellen Tour de Tirol Zwischenstand kam dann noch eine riesige Überraschung. Ich hatte mich in meiner AK von Platz 10 nach dem Söller Zehner auf Platz 2 nach vorne geschoben. Verrückt und unglaublich. So eine Top-Platzierung hatte ich in all den Jahren zuvor nie erreicht und auch in diesem Jahr nicht für möglich gehalten.

Zu meinem großen Ziel Qualifikation für die Kaiserkrone 2019 kam nun überraschend noch ein Zweites für den abschließenden Pölventrail Sonntag hinzu – irgendwie versuchen die Top 3 zu halten.

Was bleibt als Fazit von diesem Tag? Meine Leistung hatte sich diesem Goldenen Oktobertag angepasst. Ich war rundum zufrieden mit mir. Perfekte Renneinteilung, sehr gute Abschnitte am Berg gehabt, bergab dazu gelernt und hinten raus eine gute Moral bewiesen. Erstaunt bin ich eigentlich darüber, dass meine Form immer noch so gut ist.      

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