Schloss-Triathlon Moritzburg

Denkwürdiger Tag in Moritzburg

Schloß-Triathlon Langdistanz

10.6.2017, Start: 07:00 Uhr
Moritzburg
3,8km-180km-42,2km / 9:25:24h
sonnig, 18-30°C

Ergebnis

Gesamtplatz:10 von 67
Männer:10 von 60
AK M45:2 von 12

Ergebnisliste

Urkunde

Presse

nicht verfügbar

Mit etwas Abstand versuche ich mal das Rennen vom Samstag irgendwie in sinnvolle Worte zu fassen. Die Eindrücke sind noch immer sehr präsent und die Anspannung lässt nun langsam nach.

Für meine nun insgesamt dritte Langdistanz hatte ich mir nach dem Knappenman Rennen 2015 fast 2 Jahre Zeit gegeben. Die damalige 9:23h in einem für mich perfekten Rennen steht seitdem wie in Stein gemeißelt da. Lange hatte ich mich gefragt, ob und wie es auf der LD für mich weitergeht. Der Antrieb sich für ein solches Abenteuer monatelang zu quälen, kann nicht nur die Endzeit oder Platzierung sein, sondern muss vielmehr das Gefühl sein einen solchen Tag zu erleben und letztendlich zu finishen. Und wenn man ehrlich ist, bleibt eigentlich nur der Moment des Zieleinlaufes für immer im Kopf.

In 2016 war dann Entscheidung für das Projekt Schlosstriathlon Moritzburg 2017″ gefallen. Der lange Weg begann im Oktober zusammen mit Rodger. Das gemeinsame Training war für uns beide unheimlich motivierend. Einen Trainingspartner kann man nicht einfach im Regen stehen lassen nur weil die Lust mal nicht so da ist. So haben wir uns gegenseitig durch einige Auf- und Ab’s getrieben und die Vorbereitung zusammen durchgezogen. Danke Rodger. Das Moritzburg im Gegensatz zum Knappenman von den Streckenprofilen her doch sehr viel schwerer werden wird, war klar. Daher habe ich versucht die 9:23h im Training ganz nach hinten zu schieben. Zwei Wochen vor dem Rennen habe ich dann den Strich unter das Training gezogen und versucht einen realistischen Rennplan zu erstellen. Mit einem möglichst entspannten Schwimmen über 3,8km in 1:05h sollte der Tag starten. Auf dem Rad fühle ich mich derzeit auch recht wohl. In Anbetracht der 1400 Höhenmeter verteilt auf 172,5km standen 5h auf dem Plan. Die Laufform ist derzeit von allen drei Disziplinen am Besten entwickelt. Eine 3:20h im abschließenden Marathon mit 300Hm sollte das Sahnehäubchen eines perfekten Tages sein. Dazu bitte keinen Materialdefekt, einen robusten Magen und willige Muskeln. Ach ja und noch ein paar Minuten Wechselzeit… macht 9:30h – best case!

Kurz vor dem Schwimmstart ging mir dann doch der Ar… auf Grundeis. Wo waren die Gedanken an ein schönes Rennen und einen unvergesslichen Tag? Stattdessen 9:30h! Ich habe doch nicht monatelang trainiert um hier mit Druck an der Startlinie zu stehen, also raus mit diesen Gedanken aus dem Kopf und dann ging es endlich mit einem lauten Kanonenschuss los. Das Schwimmen lief für mich optimal. Ein gleichmäßiges, ruhiges Tempo hinein in die aufgehende Sonne. Zwei Runden um das Moritzburger Aschenbrödel Schloß – schön war’s. Nach 1:06h kam ich auf Position 14 aus dem Wasser. Selten hatte ich so ein entspanntes Schwimmen. Der letzte Biss hat mich vielleicht 1-2min gekostet, aber hey, ich hätte nie gedacht nach 3,8km mal aus dem Wasser zu kommen und zu denken „Schade es ist schon vorbei.“

Die Radstrecke samt Höhenmetern kannte ich nur von Google Maps. Ich war also sehr auf die erste von sechs Runden á 28,75km gespannt. Nach der ersten Runde war klar, okay, Freunde werden wir nicht. Ein sehr anspruchsvoller Kurs gespickt mit 3-4 kurzen knackigen Anstiegen zum Teil auf Kopfsteinpflaster. Der Plan war ca. 80% meiner FTP zu fahren. Das bedeutete in den ersten drei Runden etwas den Fuß vom Gas zu nehmen. So habe ich auf den ersten 100km versucht soviel wie möglich zu essen… 4 Eierkuchen und 4 Riegel habe ich mir gegönnt. Die zweite Hälfte machte sich dann zunehmend in den Beinen bemerkbar. Dennoch konnte ich meine Rundenzeiten fast konstant halten. Am Ende standen 6 Runden á ca.50min = 4:59:43h. So was nennt Punktlandung!

Beim Wechsel zum Lauf merkte ich schon, dass ich noch einiges an Reserven hatte und die Beine noch gut waren. 6 Runden á 7km um das Moritzburger Schloß, zum Teil sehr crossig und mit je 50Hm pro Runde. Gerade dieser Anstieg sorgte dafür, dass man nie so richtig in einen gleichmäßigen Laufrhythmus kommen konnte. Nach 4 Runden war mir klar, dass ich mal wieder einen dieser perfekten Tage erwischt hatte. Mit positiven Gedanken ging es auf die letzten 2 Runden.

Später beim Blick in die Ergebnisliste traute ich kaum meinen Augen, ich hatte mit 3:13h den zweitschnellsten Marathon des Tages hingelegt, nur der Gesamtdritte war noch 3 Minuten schneller. Nach 9:25:24h blieb die Uhr im Ziel stehen. WAHNSINN.

Schon auf dem letzten Kilometer war es da, dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, dass man sich nicht kaufen kann. Ich glaube genau das ist die Droge die uns Sportler antreibt und uns immer wieder veranlasst weiter zu trainieren. An einem solchen Tag kann man aber nur so stark sein, wie es das Umfeld zu lässt. Vielen Dank an das Verständnis und die Unterstützung meiner Familie. Gerade in den letzten Wochen geht viel Zeit für das Training flöten. Danke Mausi.

Das Team an der Strecke mit Kerstin, Linus, Irina und Melina war grandios. Danke an euch. Riesen Glückwunsch Rodger zum ersten LD Finish. Ich hatte mich schon während des Rennens riesig für dich gefreut. Wir sind uns ein paar Mal unterwegs begegnet und ich hatte nie Zweifel, dass du das Ding rockt. Hast du super hinbekommen 🙂 Ein riesiges Kompliment an Reiner Mehlhorn und das gesamte Triathlon Team in Moritzburg. Von Anfang bis Ende perfekt geplant, kompetent, freundlich und hilfsbereit. Vielen Dank an alle Helfer, die ihre Freizeit geopfert haben, um allen Sportlern dieses Event zu ermöglichen. Und last but not least danke an die vielen Aufmunterungen von vielen Freunden und Bekannten die ebenfalls auf der Strecke waren: Dieter, Nancy, Gini, Franzi um nur einige beim Namen zu nennen. Habt vielen Dank!

Spreewald Duathlon

photo_460000427674864
 
Spreewald Duathlon (19km – 84km – 5km) 5 Wochen vor dem Tag X beim BarockMan / Schlosstriathlon Moritzburg war der Spreewald Duathlon als Gradmesser bzw. Härtetest auf dem Weg zu meinem längsten Tag des Jahres geplant. Fazit: Test bestanden!
 
Die Wetterbedingungen waren sehr duathlontauglich. Beim Start noch recht kühl, wurde es von Stunde zu Stunde immer wärmer und freundlicher, im Ziel lachte die Sonne. Die ersten 19km Laufkilometer sind als Auftakt knallhart. Die Untergrund mal weich, mal fest, Sand, Wurzeln, grobe Steine und eigentlich immer leicht auf und ab. Der märkische Boden wie immer trocken und feinsandig. Ich hatte von Anfang an ein super (Lauf-)Gefühl und ließ die Beine einfach mal machen. Nach 1:12h kam ich als Fünfter zurück in die Wechselzone. Schneller war ich auf dieser Strecke noch nie. Das Lauftraining der letzten Monate zusammen mit Rodger Wagner hat also nicht nur Spaß gemacht, sondern wirkt auch 🙂
 
Auf dem Rad lieferte ich für meine Verhältnisse eine solide Leistung ab. Ich brauchte ein paar Kilometer um den Rhythmus zu finden. Danach lief es recht gleichmäßig und rund. Es war zwar „nur“ die 14-te Zeit im Feld, was jedoch viel mehr zählt, ist die Verbesserung meiner Radzeit von 2015 um fast 11min und kaum „Rücken“.
 
Die letzten 5 Laufkilometer heißt es nur noch Zähne zusammen beißen und hoffen, dass die Beine noch irgendwie ihren Dienst verrichten. Nach 3:54:51h ging es als Gesamt-10. ins Ziel. 13min besser als vor 2 Jahren. Wow.
 
Grundsätzlich bin ich guter Dinge was die Vorbereitung für Moritzburg anbetrifft und das Ergebnis gibt auch genügend Selbstvertrauen. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin die Gesundheit mitspielt und am 10.06. alles zusammenpasst.

Jahresausblick 2017

Ich wünsche allen Lesern meines Blogs noch ein gesundes, erfolgreiches und friedliches Jahr 2017. Auf den obligatorischen Jahresrückblick 2016 habe ich bewusst verzichtet. Ich schaue lieber nach vorn und freue mich auf neue Herausforderungen und Ziele.
Nach zwei sehr schönen Jahren bei den Bernauer Lauffreunden habe ich nun den Weg zurück zu meinem Heimatverein SV Stahl Hennigsdorf gefunden, bei dem ich in den 1970iger Jahren meine ersten Schritte in der Leichtathletik gemacht hatte.
photo_397104953964412Seit Anfang des Jahres ist mein Höhepunkt in 2017 nun auch fix. Es geht zum BAROCKMAN nach Moritzburg auf die Langdistanz am 10. Juni. Auf dieses Ereignis werde ich mein gesamtes Training abstimmen, um perfekt vorbereitet den längsten Tag des Jahres dann in Angriff nehmen zu können.
Im September darf ich dann zum zehnten Mal den Berlin Marathon laufen, hatte also Losglück 🙂 Ich freue mich auf ein hoffentlich verletzungsfreies Jahr für uns alle und auf viele schöne gemeinsame Stunden im Wettkampf und vielen Erdinger Alkoholfrei Finisher Bieren 🙂 Wünsche allen eine gute Vorbereitung und viel Freude beim winterlichen Grundlagenausdauertraining.

Knappenman XXL

Yeah – I did it !!! Was für ein unglaublicher Tag dieser 29. August 2015.

9:23:33h.

Da steht es schwarz auf weiß. Eine Zielzeit, an die ich nicht einmal auch nur ansatzweise gedacht hatte, als im November 2014 die Vorbereitung auf diese Langdistanz begann.

5640a2cfb7b50e71f4de95e0288427de__K_01776

Vor einem Jahr an gleicher Stelle finishte ich meine erste Triathlon Langdistanz in einer für mich akzeptablen Zeit von 10:33h. Als Triathlon Quereinsteiger lief es damals eigentlich ganz rund. Dennoch machte ich einige Anfängerfehler, die sich auf der Marathonstrecke bitter bemerkbar machten. Es folgten die wohl härtesten 4 Stunden meines Sportlerlebens. Was ich jedoch aus diesem Rennen mitnahm war erstens die Gewissheit einen Ironman finishen zu können und zweitens die Aussicht es noch schneller und besser zu schaffen, wenn ich aus meinen Fehlern lerne und einige Dinge in der Vorbereitung verbessere.

So dauerte es damals keine 24 Stunden und die Anmeldung für 2015 war ausgefüllt. Das Ziel für die nächsten 10 Monate war klar – sub10h. Dies ist für viele ambitionierte Triathleten so etwas wie die magische Grenze. Danach wird es einstellig… 9:59h sieht einfach besser aus als 10:01h. Ist halt alles reine Kopfsache.

Der Knappenman ist eine top organisierte Veranstaltung. Mit 1000 Teilnehmern, die sich auf den verschiedensten Strecken über das ganze Wochenende verteilt tummeln, hat der Knappenman in den letzten Jahren immer mehr an Zulauf gewonnen. Dennoch ist die Atmosphäre familiär, was
man besonders im Start-/Zielbereich spürt. Jeder Teilnehmer wird hier persönlich vom genialen Moderations-Duo Stefan Bräuer und Markus Roder auf die nächste Rad-/Laufrunde geschickt oder im Ziel begrüsst. Es ist nicht das Mega Event wie Roth oder Frankfurt. Dafür hat man als Athlet aber ganz kurze Wege. Ob Anmeldung oder Check-in, alles ist dicht beisammen. Keine riesigen Wege und keine Menschenmassen, man kann sich voll und ganz auf seinen Wettkampf konzentrieren. Die Bedingungen auf den einzelnen Strecken sind hervorragend. Sauberes, klares Wasser, 1a Asphalt und nur wenige kleine Hügel.

Die Wetterprognosen für den 29.08.2015 waren für eine Langdistanz schon fast zu gut. Fast wolkenloser Himmel, kaum Wind und Temperaturen am Nachmittag von 30 Grad. Puuuh. Aber irgendwie waren in diesem Jahr fast alle meine Triathlon Wettkämpfe Hitzeschlachten, wenn ich an die Olympische Distanz in Storkow bei 38 Grad oder die Halbdistanz in Obertrum bei 35 Grad zurückdenke. Das war schon heftig, aber vielleicht auch eine super Vorbereitung auf die nun folgenden Stunden.

FB_IMG_1440879629051Pünktlich um 7 Uhr wurde dann eine übersichtliche Anzahl von Langdistanz-Athleten auf die 3,8km lange Schwimmstrecke geschickt. Das Wasser hatte angenehme 22 Grad. Neopren war also erlaubt, für die Meisten eine gute Nachricht. Am Vortag hatte es noch geregnet und es war mit ca. 18 Grad
draußen auch kälter als im Wasser. Das bedeutet aber meist dass sich auf Seen Nebel bildet. Und so war es auch. Die Bojen wurden vor dem Start sicherheitshalber noch zusätzlich mit neongelben Markierungen versehen. Zumindest die erste Boje war beim Start noch sichtbar, der Rest wird sich schon ergeben 🙂

Dann ging es endlich los. Ich fand sofort in meinen Schwimm-Rhythmus hinein, ich reihte mich so an Position 10 ein. Der Nebel wurde nach wenigen Minuten immer dichter, mehr als den direkten Vordermann sah man kaum noch. FB_IMG_1440879647751An der Spitzes des Feldes fuhr ein Boot, dem alle Schwimmer blind folgten, leider hatte aber auch der Bootsführer keine Sicht und driftete langsam vom Kurs ab. Irgendwann sah er dann wohl wieder die nächste Boje und änderte die Richtung. Es war ein Zickzack Schwimmen auf dem ersten Kilometer. Da man als Schwimmer aber keine Orientierungspunkte hatte, bemerkte man dies kaum. Erst die abendliche Auswertung der GPS Daten zeigte die Nebelauswirkungen deutlich 🙁 Es waren 150m Extrameter, die wohl jeder im Feld geschwommen ist. Im Nachhinein hörten wir dann das die Kampfrichter das Schwimmen eigentlich nach der ersten 1,9km Runde abbrechen wollten.

IMG-20150831-WA0000Doch kurz bevor der erste Schwimmer hier aus dem Wasser kam brach die Sonne durch und der Nebel verschwand innerhalb von Minuten.

In der zweiten Schwimmrunde waren so beste Bedingungen. Ich fühlte mich von Anfang bis Ende sehr gut im Wasser, das viele Schwimmtraining der letzten Wochen zeigte deutlich seine Wirkung. Nach 1:04:40h verließ ich das Wasser und machte mich auf den Weg in die Wechselzone. Vor einem Jahr brauchte ich noch 6 Minuten mehr. Damit war die Grundlage für einen erfolgreichen Tag gelegt.

Aber was sind schon 6 Minuten bei einer Zielzeit von 10 Stunden. Nichts! Daher Ruhe bewahren und konzentriert die 180km auf dem Rad angehen.

5b523bf4af44a950fa81e94cb3d2eb88__K_00140Wahrscheinlich hatte ich im letzten Jahr gerade auf der Radstrecke wegen ungenügender Vorbereitung und falscher Ernährung die Grundlage für einen verkorksten Marathon gelegt. Daher hatte ich in der Vorbereitung hier besonders viel gearbeitet und mit der Verpflegung experimentiert. Es gibt ja Riegel, Gels und alles mögliche in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen mit oder ohne Koffein, Glukose ja, Fruktose nein oder beides zusammen oder das Ganze doch lieber als langkettige Kohlenhydrate, mit etwas Protein dazu oder auch hier ganz ohne, mit Salz oder ohne … usw, usw.

Kurz gesagt man ist schlichtweg überfordert. Aber meistens hilft wie immer der gesunde Menschenverstand. Hervorragende Leistungen gab es lange bevor die Industrie die Sportnahrung für sich entdeckte 🙂 Da man einige Zeit unterwegs ist, sollte das was man isst auch schmecken – so gab es bei mir unterwegs Eierkuchen. 6 Stück hatte ich mir in der Wechselzone in meinen Einteiler gesteckt. Mit der Konsistenz und Zutatenliste hatte ich lange probiert und dann die für mich optimale Lösung gefunden. Kulinarisch waren die 180km ein Genuss, ca. 2 Stunden vor dem Radabstieg beendete ich das große (Fr)essen. So hatte der Magen noch genügend Zeit zu verdauen.

22179720_9265Die Radstrecke ist ein ca. 30km langer Rundkurs der 6-mal zu durchfahren ist. Es gibt auf der Runde einige kleine Hügel mit bis zu 5% Steigung, dennoch ist die Strecke flach. Aufsummiert kommen aber am Ende trotzdem 400 Höhenmeter zusammen, die jedoch sehr gut verteilt sind. Man kann sehr gleichmäßig fahren. Und genau das war mein Plan… gleichmäßig fahren, mit defensiven ersten 40-50km.

Im letzten Jahr fuhr ich eine eher mäßige 5:23h. Laut Plan sollte es eine 5:10h werden, für den besten Fall eine 5:05h.
Das Radtraining lief in diesem Jahr erstmals größtenteils wattgesteuert. So habe ich mich ausgehend von meiner im Juni ermittelten FTP von 231W auf ca. 80% für die Langdistanz festgelegt, was ca. 185W sind. Ich hatte jedoch im Hinterkopf dass diese FTP wahrscheinlich nicht mehr 100%ig passt, da
das Radtraining im Juni/Juli sehr gut war. Innerlich hatte ich mir 190W für das Rennen im besten Fall vorgenommen.

22182639_9273Nach 100km lag die durchschnittliche Leistung bei 200W. Ich fühlte mich top, steuerte jetzt aber doch entgegen, da mir dies etwas zu heftig erschien. Auch die Durchgangszeit von 2:25h zur Hälfte zeigte dass ich erheblich schneller war als geplant. Einerseits zwar ein schönes Gefühl andererseits aber auch beängstigend da man den Marathon noch im Hinterkopf hat und genau weiß was passiert, wenn man sich auf der Radstrecke abschießt.

Also nahm ich etwas Druck vom Pedal und fuhr die zweite Hälfte deutlich defensiver. Nach 4:53h stieg ich schließlich vom Rad. Eine irre Zeit, mit der ich nicht ansatzweise gerechnet hätte. Der perfekte Verlauf von Schwimmen und Rad sorgte außerdem dafür das ich mich vor dem abschließenden Marathon plötzlich in den Top Ten befand. Nach dem Schwimmen noch auf Platz 12 ging es auf dem Rad auf Position 9 nach vorn.

FB_IMG_1440879764803Doch wie wird der Marathon laufen??? Die Uhr zeigte nun 13 Uhr und das Thermometer war inzwischen auf knapp 30 Grad gestiegen, zudem war es wolkenlos und die Sonne schien nun erbarmungslos. Die Laufstrecke war ein 10,5km Rundkurs – flach und asphaltiert. Das mag ich. 4km waren immer schattig, danach 6,5km in der prallen Sonne – kein Wind. Hier liegt das EnergyLab des Knappenman, wo man 4x durch muss.

FB_IMG_1440959919575Sinnvoll ist es sich die Strecke im Kopf in viele kleine Etappen zu zerlegen und diese Stück für Stück zu bewältigen. Mit einer Rennzeit von 6 Stunden und 2 Minuten verließ ich die Wechselzone in Richtung Laufstrecke. Ich merkte bereits nach wenigen Metern, dass es sich besser anfühlte als ein Jahr zuvor. Die Beine waren noch recht locker und ich pendelte mich genau auf einer 4:45min/km ein. Das war in etwa das, was ich auch erwartet hatte.

Zugegeben es war verdammt heiß, aber wenn es läuft dann läuft es eben – positive thinking bringt den Rest. So liefen die ersten 20km locker durch. Immer schön in gleichmäßigen Abständen Salz, Gel, Wasser und den Kopf kühl halten.

Irgendwann fing das Rechnen dann an. Spätestens jetzt war klar die sub10h ist heute allemal drin. Selbst wenn die Kilometerzeit nun rapide bergab gehen würden, wäre dies noch zu schaffen. Die Vorfreude das Hauptziel zu erreichen, setzte dann auch noch die letzten Reserven frei. Die letzten 2 Runden waren hart, ja na und – nach 8 Stunden Wettkampf völlig normal. Aber der Kopf gab grünes Licht und die Beine funktionierten einfach. Fast unbemerkt hatte ich mich auf Platz 6 vorgeschoben. Mittlerweile waren auch viele Sportler von der Mitteldistanz (Start war 4 Stunden nach uns) auf ihren letzten Laufkilometern. Ist schon ein Ding wenn man 90% von ihnen beim Laufen überholen kann, obwohl man erheblich mehr Kilometer auf dem Tacho hat.

Auf meiner letzten Laufrunde wurde mir endgültig klar es geht in Richtung sub9:30h. Was für eine Zahl! Man kann es kaum in Worte fassen und wahrscheinlich wird man so etwas auch nur äußerst selten erleben (vielleicht nie wieder), der Körper ist geflutet von Glückshormonen. Und das nach fast 9 Stunden Sport am Limit. Es ist wie ein Rausch. Einzigartig. Und das Coole daran ist, der Zustand hält noch viele Stunden und Tage an. Eigentlich bis heute noch.

Das Tempo ging auf den letzten Kilometern noch einmal deutlich nach oben und nach 9:23:33h war es vollbracht. Ein Wahnsinn. Ach so, den abschließenden Marathon konnte ich mit einer ganz guten 3:20h durchlaufen, was am Ende des Tages Gesamtplatz 6 / AK-Platz 2 bedeutete.

Es war ein perfekter Tag an dem einfach alles passte (bis auf den morgendlichen Nebel vielleicht). Aber gerade das rundet die Sache vielleicht so richtig ab. Der Athlet, die Leistung und das Training ist das eine – doch ohne helfende und moralische Unterstützung von außen geht gar nichts. Und davon hatte ich mehr als genug.

Kerstin und Linus standen den ganzen langen Tag an der Strecke und versorgten mich an den markierten V-punkten hervorragend. Wie gesagt ein Sommertag mit 30 Grad und knalliger Sonne. Der See war nicht weit… man kann einen solchen Tag auch anders verbringen.

FB_IMG_1440959954406Und dann standen meine Vereinskameraden der Bernauer Lauffreunde in jeder Runde am Streckenrand und veranstalteten ein riesen Spektakel. Ich hörte sie immer schon von weitem. Was für ein Support. Danke ihr Lieben – das war Motivation und Gänsehaut pur.

Mit Stefan Bräuer als Moderator im Start-/Zielbereich hat jeder Athlet sowieso beim  Durchfahren/-laufen das große Los gezogen. Eine unheimlich stimmungsvolle und kurzweilige Moderation, eigentlich ein Motivator und Moderator, der Stefan.
Und dann waren da noch so viele andere Freunde am Streckenrand… die Lausitzer Laufpiraten am V-stand, Katrin, Romy, Rodger und und und… Seid alle sicher, ich werde diesen Tag und auch euren Beitrag dazu lange, lange nicht vergessen.

20150829_184804Wie es nun weiter geht und was in 2016 ansteht? Ich weiß es noch nicht. Ich muss das erst mal sacken lassen. Es wäre vermessen nun die nächste sub X.XX auf die ToDo Liste zu setzen. Ich weiß, dass ich mich am oberen Limit bewegt habe und vieles zusammen kommen muss, um überhaupt noch einmal in diese Region vorzustoßen. Aber ohne Zielsetzung funktioniert es bei mir auch nicht. Ich brauche ein Ziel auf das ich hin trainieren kann. Es muss auch nicht immer eine LD sein, obwohl dies natürlich die Champions League ist. Wir werden das in der Familie in den nächsten Wochen besprechen und dann das Jahr 2016 durchplanen.

KnappenMan XXL – es ist geschafft!

Bewusst habe ich erst einmal einige Tage vergehen lassen. In der ersten Euphorie neigt man oft zu Übertreibungen, was natürlich auch für den umgekehrten Fall gilt. Aber auch mit einigem Abstand hat sich nicht viel an den erlebten Eindrücken geändert.

IMG-20140830-WA0000Der 30. August 2014 bleibt ein unvergessener Tag in meinem Sportler-Leben. Ich habe mein großes Ziel „einfach Ankommen“ mit einer 10:33h nach 226km erreicht, nicht locker und leicht, dass auf keinen Fall, aber auch nicht so, dass es meine letzte Langdistanz war. Im Gegenteil kurz nach dem Finish nahm ich den Stift in die Hand und füllte die Anmeldung für 2015 aus.

Am 30.8. schloss sich ein Kreis, der im Vorjahr an gleicher Stelle begonnen hatte. Ebenfalls beim KnappenMan bestritt ich mein erstes Triathlonrennen überhaupt. Es war die halbe Langdistanz – 70.3. Der Entschluss dazu fiel relativ kurzfristig ein paar Wochen zuvor. So ging es damals mit minimaler Vorbereitung und ohne Erfahrungen auf die Strecke. Schon im Ziel war mir damals klar, Triathlon und ich das passt zusammen. Eine späte Liebe… war ich doch in den letzten Jahren ausschließlich als Läufer unterwegs.

Die Bewunderung und Faszination der Tri-LD Athleten war irgendwie schon immer da. Bilder aus Hawaii taten ihr übriges dazu. Die Frage, ob man selbst im Stande ist, dies auch einmal zu schaffen, stand daher schon immer im Raum. Mit der Euphorie des ersten Tri-Zieldurchlaufes entschied ich mich relativ spontan im Herbst 2013 für das Abenteuer KnappenMan XXL 2014. Die folgenden Monate brachten mein gewohntes „Läufer-Leben“ ziemlich durcheinander und ich begann in dieser für mich neuen Sportart praktisch bei Null.

Selbst das Minimalziel „Ich will ankommen“ muss entsprechend vorbereitet werden. Der Aufwand sollte sich aber auch irgendwie in das normale Leben integrieren lassen.  Es galt die Zeiträume für das Training anders als bisher zu organisieren. War es in den letzten Jahren „nur“ das Lauftraining, so sieht ein Triathlon Trainingsplan doch ganz anders aus. Letztendlich war der Zeitaufwand dann doch um einiges höher als in den Jahren zuvor. Dennoch ließ sich auf meine gute Grundlagenausdauer ganz gut aufbauen. Im Laufe des Jahres nutzte ich einige kürzere Duathlon und Triathlon Wettkämpfe von der Olympischen bis zur Mitteldistanz, um gewisse Abläufe einfach unter Wettkampfbedingungen zu testen. Mit jedem Wettkampf wuchs die Sicherheit und auch die Liebe zum Triathlon.

So ging es relativ unspektakulär durch das (Sport)-Jahr 2014. Bedingt durch viele berufliche und familiäre Termine musste der „perfekte“ Trainingsplan immer wieder angepasst werden. Viele Einheiten mussten ausfallen oder irgendwie modifiziert werden. Der letzte Aufreger kam dann pünktlich 16 Tage vor dem Tag X. Der Hals kratzte und eine leichte Erkältung mit einem fiesen Reizhusten stellte sich ein, der mich bis zum Wettkampftag begleitete.

Die Wetter Aussichten für den 30.8. waren durchwachsen. Ein wolkiger Tag mit etwas Regen sollte es werden… naja wurde es auch.

IMG_60379676778992Nach einer schlaflosen Nacht, war ich dann pünktlich um 5.45 Uhr beim Check-in. Es hatte schon irgendwie etwas skurriles, praktisch im Dunkeln fing die Vorbereitung auf diesen längsten Tag des Jahres an. Der Himmel war wolkenverhangen, so dass alles noch einen Touch dunkler wirkte. Die letzte Stunde verging dann recht zügig. Kurz vor 7.00 Uhr trafen sich dann ca. 50 verrückte oder begeisterte Triathleten (ganz wie man will) am Strand, um diesen Tag in Angriff zu nehmen.

War vor einem Jahr das Schwimmen noch der größte Unsicherheitsfaktor, so hatte ich in diesem Jahr ein gutes Gefühl. Gerade im Schwimmbereich hatte ich viel gearbeitet. Ein exakt vermessener 1,9km Dreieckskurs war 2x zu durchschwimmen. Nach der ersten Runde ging es kurz aus dem Wasser raus und dann durch das Start-Tor erneut ins Wasser. Ein kurzer Blick auf die Uhr zeigte knapp 35 min. Wow. Im letzten Jahr bei der Mitteldistanz kam ich völlig platt nach knapp 45min aus dem Wasser. Das sorgte für die nötige Motivation für die zweite Runde. Diese lief nach dem gleichen Schema… locker schwimmen und nicht verkrampfen. Nach 1:10h waren die ersten 3,8km des Tages geschafft. Viel schneller als ich es mir im besten Fall ausgerechnet hatte.

Der Wechsel auf das Rad zog sich dann etwas hin. Zum Einen wollte ich Hektik bewusst vermeiden. Was sind schon ein paar Sekunden in Anbetracht der Gesamtdauer des Rennens. Zum Anderen entschied ich mich noch ein paar Armlinge und eine Weste überzustreifen. Es war noch ziemlich kühl an diesem Morgen und Regen setzte ein.

Auf den ersten 60km gab es dann ordentlich was auf die Mütze von oben. In einigen spitzen Kurven musste man nun höllisch aufpassen. Im Verlauf des Radpartes kam dann doch die Sonne langsam raus und die Straße trocknete ab. Nach und nach flogen dann auch die zusätzlichen Sachen in Richtung Betreuer.

Auf dem Rad legte ich dann wohl auch die Grundlagen für ein ziemlich durchwachsenes Marathonrennen. Das die gesamte (feste) Nahrung nur auf dem Rad vernünftig aufgenommen und hoffentlich auch einigermaßen verdaut wird, war klar. Im Vorfeld hatte ich einige Riegel, Gels und Getränke getestet und mir eine Strategie zurecht gelegt. In festen zeitlichen Abständen nahm ich immer wieder etwas zu mir. Ich weiß nicht warum, aber irgendwann zur Hälfte des Rennens griff ich am Verpflegungsstand noch zusätzlich zur Banane. Es war irgendwie das schlechte Gewissen zu wenig auf dem Rad zu essen. Bis zum Ende der 180km schob ich so zusätzlich zum Plan 2 Bananen rein. Im Nachhinein echt blöd von seiner Strategie abzuweichen, aber während des Rennens herrscht wahrscheinlich Blutleere im Hirn und man tut seltsame Sachen.

Mit einer durchschnittlichen Rad-Zeit von 5:21h beendete ich die 180km und schob mein Rad hinein in die Wechselzone zum letzten Wechsel. Eigentlich sollte nun für mich als Ex-Läufer der leichteste Teil der Langdistanz folgen. Klar Marathon ist schwer, erst Recht mit entsprechender Vorbelastung, aber nach unzähligen Marathons hat man so etwas wie Routine – denkt man. Aber es gibt halt immer wieder neue Situationen auf die man sich einstellen muss.

IMG-20140831-WA0001Schon auf den ersten Metern merkte ich, dass es nicht leicht werden würde. Mein Magen sendete keine guten Signale. Er fühlte sich verkrampft an und ich hatte das Gefühl gerade eine riesige Mahlzeit eingeschoben zu haben. Jeder Schritt tat weh und durchzog den gesamten Rumpf. Ein Laufen mit permanenten Seitenstichen – so fühlte es sich an. Leider zog sich dieses Gefühl fast durch den gesamten Marathon. Erst ab Kilometer 35 war wieder halbwegs vernüftiges laufen möglich. Und so war die letzte Teilstrecke des Tages ein absoluter K(r)ampf. Wenn gar nichts geht, muss man versuchen in möglichst kleinen Abständen und Zielen zu denken. Das tat ich dann auch. Ich hangelte mich von VP zu VP. Mehr als ein kleiner Schluck Wasser war jeweils nicht drin. Aber ein kühlender Schwamm war immer ein lohnendes Ziel.

Hatte ich anfangs wirklich große Zweifel, ob ich den Lauf unter diesen Bedingungen bis zum Ende durchbringe, wurde meine Zuversicht von Runde zu Runde größer. Eine 10,5km lange Schleife war insgesamt 4x zu durchlaufen. Auf der letzten Runde setzte dann das ein, was wohl den Reiz einer solchen Langdistanz ausmacht. Jeder Schritt, der mich näher in Richtung Ziel brachte, setzte im Körper Endorphine frei. Der schleppende und quälende Gang ging wieder in einen flüssigen Laufstil über. Plötzlich waren die Probleme der letzten Stunden wie weggeblasen. Es ist schier unglaublich, was in dieser Zeit im Körper abgeht. Wie im Rausch ging es auf die letzten Meter. Da war es also das Gefühl von dem man schon soviel gelesen und gehört hat. Ein Wahnsinn.

IMG-20140830-WA0004Beim Zieleinlauf warteten bereits meine beiden Jungs auf mich und liefen die letzten Meter mit mir zusammen ins Ziel. Die Anspannung der letzten Wochen und Monate löste sich mit einem Schlag und ein paar Freudentränen flossen schon vor dem Zielstrich. Nach 10 Stunden 33 Minuten und 46 Sekunden war der längste Tag des Jahres für mich geschafft. Das Dauergrinsen ging erst nach einigen Tagen langsam wieder aus dem Gesicht.

Es war ein unvergesslicher Tag. Mit Sibylle und Tino waren noch zwei bekannte Gesichter unterwegs. Auch für Tino war es die Premiere. Das Gute an Rundkursen ist, dass man sich im Laufe der Zeit immer wieder begegnet. So konnten wir uns gegenseitig immer wieder pushen und motivieren. Danke an Sibylle und Tino für diesen gemeinsamen Tag, der einfach geil war.

Apropros Dank. Der größte Dank gebührt wohl meiner Kerstin, die mich auf dem Weg zum Ironman unterstützt hat. Der zeitliche Aufwand der letzten Monate war schon enorm. Und so wie der Formaufbau schwankt, so schwankt auch die Stimmung eines jeden Sportlers. Immer wieder Motivationslöcher, Selbstzweifel und totale Erschöpfung nach hartem Training. All das zu Ertragen war sicher nicht einfach. Ich weiß nicht, ob dies beim zweiten Anlauf besser werden wird, aber ich werde mich bemühen… Im endorphin-gesättigtem Zustand habe ich mich doch glatt für 2015 wieder angemeldet.